Prinz 1993
Als ich im Sommer 1992 die telefonische Zusage vom Festkomitee Kölner Karneval erhielt, mit meinen beiden Kollegen Artur Tybussek (Jungfrau) und Karl Petry (Bauer) das Kölner Dreigestirn des Jahre 1993 repräsentieren zu dürfen, war die Freude unbeschreiblich. Ich befand mich gerade in Süd-Frankreich in Urlaub, als mich die frohe (und überraschende Nachricht) ereilte.

Da das Motto des Kölner Rosenmontagszuges 1993 lautete „Sinfonie in Doll“, war ich mir schnell darüber klar, meine Bühnen-Präsentation auch musikalisch zu gestalten. So traf es sich wunderbar, daß Dieter Steudter von den „3 Colonias“ ein Lied in Vorbereitung hatte mit dem Refrain „Eimol Prinz zo sin“. Die Verse sind mir dann am Strand eingefallen und wurden sofort zu Papier gebracht, d.h. Papier hatte ich nicht dabei, so schrieb ich die Idee zu den Versen buchstäblich in den Sand. Meine Frau rannte los, um Papier und Kuli zu besorgen. So ist das Lied sozusagen eine deutsch/französische Produktion, die auch bis zum heutigen Tage eine große Rolle für mich spielt.

Auf unserer Prinzenproklamation am 08. Januar 1993 trug ich dann, zur Überraschung aller Anwesenden, mit meinen beiden Freunden dieses Lied vor. Das Ergebnis ist bekannt. Auf Wunsch mussten wir bei jedem Auftritt unbedingt auch dieses Lied singen. Dem Wunsche des Publikums sind wir natürlich gerne nachgekommen.

Mir lagen aber mindestens ebenso die Couplets und Parodien der Nachkriegszeit am Herzen. Und so versuchte ich gleich bei einem unserer ersten Auftritte nach der Proklamation - nur mit meiner Gitarre begleitet - einige jecke Couplets vorzutragen. Und siehe da, das Publikum saugte diesen Vortrag auf wie ein nasser Schwamm! Die Freude, die uns entgegen schlug, war überwältigend. Dies war sicherlich die erste Basis für meinen späteren Entschluss, der Bühne treu zu bleiben.


Ein jedes Dreigestirn hat sicherlich über seine Regentschaft etwas ganz besonderes zu berichten. So kann man davon ausgehen, daß auch jedes Dreigestirn seine eigenen Akzente in ihrer Session gesetzt haben. Und jedes Dreigestirn wird treffliche Gründe finden, warum gerade sie eine besonders aufregende und beachtenswerte Session verlebt haben. Das ist legitim und menschlich. So sind wir besonders stolz darauf, eine Selbstverständlichkeit durchgesetzt zu haben.

Bis 1993 war es nicht üblich und gewünscht, daß die Ehefrauen bzw. Partner des närrischen Trifoliums am sog. „Prinzenessen“ (das ist kein moderner Kannibalismus, sondern so wird das Festessen in der Hofburg genannt, zu dem das Dreigestirn traditionell am Karnevalsfreitag honorige Leute aus der Stadt, aus der Wirtschaft und aus dem Karneval einlädt und das natürlich auch vom Dreigestirn bezahlt wird) teilnehmen. Unserem nachdrücklich vorgetragenem „Wunsch“ wurde seitens des seinerzeitigen Festkomitee-Präsidenten Gisbert Borvot nachgegeben. Seither ist die Teilnahme der Damen des närrischen Trifoliums am Prinzenessen „selbstverständlich“.

Schade finde ich, daß keiner unserer Nachfolger unsere Idee aufgegriffen hat, die Kölner Bevölkerung zu besuchen, die in der Nacht zu unserem Wohle und zu unserer Sicherheit arbeiten müssen. So haben wir bei unserer „Nachttour“ zwischen 21:00 Uhr abends und 8:00 Uhr morgens folgende Institutionen bzw. Betriebe besucht:

  • Kölner Berufsfeuerwehr in Köln-Weidenpesch
  • Kölner Polizei-Wache, Neusser Straße
  • Mitarbeiter der Ford Werke Köln-Niehl
  • Mitarbeiter der Fa. Felten & Guilleaume in Köln-Kalk
  • Kölner Blumenmarkt, Köln-Riehl, Barbarastraße
  • Mitarbeiter der Deutsche Bundespost (so hieß sie damals noch) in Köln-Nippes, Wilhelmstrasse
  • Mitarbeiter von "Radio Köln", damals im Köln Braunsfeld

Letztlich haben wir bei der morgendlichen Straßenbahnfahrt mit der KVB um 6 Uhr die Fahrgäste mit einem Blumengruß überrascht, die uns von Mitarbeitern des Blumenmarktes in Riehl zur Verfügung gestellt wurden.
So könnte man noch von vielen Begebenheiten erzählen. Ävver ich well Sie jo och nit langweile!

Jedenfalls war diese Zeit im Kölner Dreigestirn von der Prinzenproklamation am 08.01.1993 bis zum Aschermittwoch am 24.02.1993 prägend für meine heutige karnevalistische Tätigkeit.

Wicky Junggeburth